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Vermittlung von IT-Fachkräften: „Auch neue Wege gehen“

Personalberater Hans Ulrich Gruber vermittelt Fachkräfte, die am Arbeitsmarkt heiß begehrt sind: IT-Spezialisten und natürlich auch IT-Spezialistinnen. Welche Wege er geht, um sie zu gewinnen und wie es gelingt, sie im Unternehmen zu halten, darüber spricht er im Interview.

Welche IT-Fachkräfte werden gerade besonders gesucht?

Personalberater Hans Ulrich Gruber: Sie fehlen auf allen Ebenen: Programmierer, IT-Leiter, Führungskräfte. Durch alle Instanzen gibt es einen Mangel an IT-Spezialisten, vor allem auch an Spezialistinnen. Denn der Frauen-Anteil liegt im Branchendurchschnitt nur bei 17 Prozent, in Summe sind das 1,25 Millionen Beschäftigte. Das ist ein eklatanter Frauenmangel. Die Zahlen stammen übrigens von der Bitkom-Studie, die im März 2023 erschienen ist. Der Fachkräftemangel wird darin insgesamt auf 137.000 beziffert.

Warum ist es so schwer IT-Spezialisten zu finden?

Das fängt in der Schule an mit dem mangelnden Interesse vieler Schülerinnen und Schüler an den Naturwissenschaften. Wer programmieren will, sollte schon eine Affinität zu Mathematik haben. Zudem gibt es zu wenig Fachkräfte in der Wirtschaft insgesamt aufgrund der geburtenschwachen Jahrgänge. In Deutschland herrscht schon lange ein Arbeitskräftemangel.

Wie schaffen Sie es trotzdem?

Personalberater Hans Ulrich Gruber: Es gibt zwei Wege. Der erste ist, die mit ihrer bisherigen Stelle unzufriedenen Mitarbeitenden anzusprechen. Wenn sie sich mit dem Unternehmensklima nicht wohl fühlen, ihnen die Anerkennung fehlt oder die Entwicklungsmöglichkeiten. An diese IT-Fachkräfte in meinem großen Netzwerk wende ich mich und bringe sie mit meinen Kunden zusammen, wenn ich sehe, dass es passen könnte.

Die andere Möglichkeit ist, Fachkräfte aus anderen Ländern zu uns zu holen. Viele wollen gerne nach Deutschland kommen, weil hier gerade das Einstiegsgehalt im Vergleich hoch ist. Zum Beispiel aus Lateinamerika, der Türkei oder auch Italien. Dann kann es allerdings sein, dass es Sprachbarrieren gibt, weil einige im Team nicht so gut Englisch sprechen. Zudem sind mangelnde Sprachkenntnisse schwierig, wenn es darum geht, die Kundenbedürfnisse zu verstehen. Grundsätzlich liegt aber eine große Chance in Fachkräften aus dem Ausland und ich habe schon viele zur Zufriedenheit vermittelt.

Wie kommen Sie dazu, Fachkräfte aus dem IT-Bereich zu vermitteln?

Personalberater Hans Ulrich Gruber: Aufgrund meiner Branchenerfahrung. Ich habe selbst programmiert und auch IT-Projekte als Manager geleitet. Zum Beispiel die Einführung neuer Software oder von ERP-Systemen. Gute Fach- und Führungskräfte wünschen sich jemanden, mit dem sie auf Augenhöhe kommunizieren können und der Branchenkenntnis besitzt, wenn sie auf der Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung sind. Deshalb vermittle ich in den Branchen, von denen ich etwas verstehe.

Was wünschen sich IT-lerinnen und IT-ler von ihrem Arbeitgeber?

Personalberater Hans Ulrich Gruber: Remote arbeiten steht hoch im Kurs. Außerdem wünschen sich alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Anerkennung vom Chef. Gute Prozessabläufe sind wichtig. Wenn jemand eine gute Führungskraft hat, macht das viel aus. Häufig werden die besten Fachkräfte zur Führungskraft befördert und da kann es vorkommen, dass die soziale Kompetenz fehlt.

Sind Sie schon ungewöhnliche Wege gegangen, um gute IT-Fachkräfte zu vermitteln?

Personalberater Hans Ulrich Gruber: Eigentlich permanent. Ich finde immer Wege zu den Kandidatinnen und Kandidaten. Häufig erfolgt dies über die Interaktion in sozialen Medien oder Kampagnen, die ich schalte. Außerdem bin ich als VDI-Karriereberater unterwegs und begegne auf diesem Weg vielen potenziellen Fach- oder Führungskräften.

Bleiben die Fachkräfte anschließend in den Unternehmen?

Personalberater Hans Ulrich Gruber: Wichtig ist, dass die Rahmenbedingungen, die kommuniziert werden, später auch eingehalten werden. Manchmal passiert es auch, dass im Onboarding etwas schief geht. Ein weiterer Faktor ist die Zusammenarbeit im Team. Die Kandidatinnen und Kandidaten lernen vor Antritt der Stelle häufig nur die nächsthöhere Führungsebene kennen. Wichtig ist, dass es im Team auch passt.