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„So lässt sich die Wechselbereitschaft im Team stoppen“

Laut aktueller Gallup Studie ist die Wechselbereitschaft in deutschen Unternehmen auf einem neuen Rekordhoch. Warum das so ist und was Unternehmen tun können, verrät Personalberater Hans Ulrich Gruber.

Die neue Gallup Studie ist alarmierend: Die Wechselbereitschaft der Beschäftigten bewegt sich mit 42 Prozent auf einem Rekordhoch und 19 Prozent haben bereits innerlich gekündigt. Personalberater Hans Ulrich Gruber kann diesen Trend aus der Praxis bestätigen. Er kennt die Gründe dafür und weiß, welche Maßnahmen für eine stabilere Bindung der Mitarbeitenden an das Unternehmen sorgen können. Zu seiner Zeit als Top Manager hatte er eine sehr geringe Fluktuation in seinem Team. Dies war auch ein Grund, weshalb er vor 10 Jahren gefragt wurde, ob er sich als Headhunter selbständig machen wollte.

„Ich führe aktuell sehr viele Gespräche mit wechselwilligen Kandidatinnen und Kandidaten. Das war früher schon so, aber die Wechselbereitschaft hat definitiv zugenommen“, berichtet Personalberater Hans Ulrich Gruber. Dies liege besonders in der Industrie auch an dem hohen Druck und Tempo, welchem die Mitarbeitenden täglich ausgesetzt seien; sowohl die Führungskräfte als auch die Fachkräfte. „Durch eine hohe Auslastung und zu wenige Mitarbeiter steigt der Druck und es entstehen mehr Fehler“, berichtet Gruber.

Wechselbereitschaft quer durch alle Branchen erkennbar

Die allgemeine Belastung habe zur Folge, dass die Entwicklung der Mitarbeitenden zu kurz komme. Die Führungskräfte haben zu wenig Zeit für ihre Führungsaufgaben. „Ich habe eben mit einer Frau gesprochen, die erst vor ein paar Monaten die Stelle gewechselt hat und jetzt genau das erlebt. Wenig Wachstumsmöglichkeiten und einen öden Job. Sie sagt ‚das möchte sie nicht bis zur Rente machen, sondern lieber noch einmal wechseln.“ Diese Wechselbereitschaft erlebt der Personalberater aktuell quer durch alle Branchen. Wobei er selbst vor allem in der IT, TGA sowie im Maschinen- und Anlagenbau tätig ist.

Kandidatinnen und Kandidaten wollen nicht vom Regen in die Traufe kommen

Hans Ulrich Gruber spricht viel mit seinen Kandidatinnen und Kandidaten. Dass sie nicht vom „Regen in die Traufe“ kommen, sondern zu einem passenden Unternehmen vermittelt werden, ist ihm wichtig. Sowohl für die Bewerber als auch für das Unternehmen. „Die Einarbeitung kostet Zeit, Geld und Mühe auf beiden Seiten. Deshalb ist es wichtig, dass es zwischen Bewerbern und Unternehmen auch passt.“

Talente aus dem Ausland oder ältere Mitarbeitende bringen Entlastung

Eine Möglichkeit, die Situation zu verbessern und für Entlastung zu sorgen ist es, neue Mitarbeitende einzustellen. Da dies in Zeiten des Fachkräftemangels nicht so einfach ist, rät Gruber dazu, auch ungewöhnliche Wege zu gehen. „Es ist möglich, Fachkräfte aus dem Ausland zu holen oder gezielt nach Fachkräften zu gucken, die schon im Rentenalter sind.“ Ältere Menschen, die noch arbeiten können und wollen, brächten Entlastung für das Team.

Bewusst Zeiten für das Team einplanen

„Nimm nicht mehr Aufträge an, als die Mannschaft abwickeln kann“, ist ein weiterer wichtiger Rat von Hans Ulrich Gruber. Als Top Manager musste er dies auch erkennen und anerkennen. Zu viele Aufträge über eine längere Zeit können die Mitarbeitenden überlasten und den Frust wachsen lassen. Es sei wichtig, sich gezielt Zeit für das Team zu nehmen. „Ich kenne einen Niederlassungsleiter, der vereinbart donnerstags keine Termine, sondern ist bewusst für sein Team da und ansprechbar“, erzählt Gruber.

Alle wissen, wenn es etwas zu besprechen gibt, bekommen sie am Donnerstag einen Termin. Dieses bewusste Eingehen auf die Mitarbeitenden zeuge von Wertschätzung. „Es ist so wichtig, aktiv mit den Mitarbeitern im Gespräch zu bleiben. Zu viele haben aktuell das Gefühl, ihnen hört keiner mehr zu“, berichtet Gruber aus seiner Erfahrung. Auch in herausfordernden Zeiten gibt es also in der Praxis Möglichkeiten, das Team zu entlasten und für eine positive Bindung zu sorgen.

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